nach sieben jahren im reichsarbeitsdienst und in der wehrmacht gerät der 27 jährige johann lampert 1945 in norwegen in kriegsgefangenschaft und wird bald darauf von den amerikanern an die franzosen überstellt. nach der flucht aus einem französischen minenräumkommando kehrt er im dezember 1945 nach hause zurück.
johann lampert wird mit seinem truppenteil von den amerikanern an die franzosen überstellt
nachdem wir bingen passiert hatten, stoppte unser zug auf freier strecke mit einem plötzlichen ruck. wir standen nun französischen kolonialtruppen gegenüber, kolbenhiebe und fusstritte begleiteten uns entlang de güterzuges in richtung einer ponton-brücke über den rhein, die wir, getrieben von einem lauten "allez, allez!" im laufschritt überquerten. einige kameraden, die krank waren und nicht schnell genug liefen, wurden angeschossen oder in den rhein gestossen. auf der anderen seite des rheins stellten wir uns in blöcken zu je hundert mann auf, von gewehrkolben und stiefeltritten angetrieben. die meisten von uns, darunter auch ich, hatten ihren rucksack im waggon zurückgelassen, um schneller zu sein. nach dem wir stundenlang scharf bewacht in der hitze gestanden hatten, ohne dass wir trinken oder uns setzen durften, marschierten wir abends durch die innenstadt von bad kreuznach. mir fiel die passivität der passanten auf. niemand gab uns ein stück brot oder einen schluck wasser. selbst im feindesland hatte uns die bevölkerung bei starker hitze etwas zum trinken gereicht. hier schlichen die einwohner mit gesenktem kopf und gebeugten rücken an uns vorbei. später fanden wir eine erklärung für das verhalten der bad kreuznacher: einen tag nach der kapitulation war ein amerikanischer oder französischer befehl herausgegeben worden, der es bei todesstarafe verbot, deutschen kriegsgefangenen mit nahrungsmitteln oder wasser zu helfen. auf der landstrasse marschierten wir in das lager bretzenheim, das unter rein französischer verwaltung stand.(aus: overmans s.243f.)
johann lampert zum lagerleben:
das essen war so knapp und von so schlechter qualität, dass nach vier wochen bei jedem von uns die ersten schwächesymptome sichtbar wurden. es gab 800 kalorien pro tag; der sichere weg, langsam zu verhungern. man war ständig bestrebt, sich noch etwas zusätzliches zu organisieren. aufgrund meiner guten körperlichen verfassung in den ersten tagen, konnte ich mich zum arbeitsdienst im lager melden. ohne die zusatzverpflegung, die ich dafür bekam, wäre ich auch arbeitsunfähig geworden. krank durfte man in diesem lager nicht werden. ich sah die ruhrkranken, wie sie bis aufs skelett abgemagert durch das lager wankten. es sollen einige vor schwäche von der latrine in die jauchegrube gefallen und in den exkrementen ertrunken sein. mit eigenen augen habe ich nahrungsmittel vor den toren des lagers bretzenheim gesehen, die aber nicht an uns ausgegeben wurden. niemand wurde in das lager hereingelassen, nicht einmal das rote kreuz. (...) nach ungefähr vierzehn tagen legten die franzosen die karten auf den tisch: wir sollten mindestens drei jahre für den wiederaufbau arbeiten. es gab drei möglichkeiten des arbeitseinsatzes: die arbeit im bergwerk, in der landwirtschaft oder im minenräumkommando. später warben sie zusätzlich für die fremdenlegion. (aus: overmans s.247 und s.249)
johann lampert zur anwerbung für die fremdenlegion:
am anschlagbrett wurde neben bildern von deutschen konzentrationslagern und lagern für sowjetische kriegsgefangene in deutschland ausserdem werbung für die meldung zur fremdenlegion ausgehängt. das war für mich ein hoffnungsschimmer und schien mir als ausgangspunkt für eine flucht günstiger zu sein als das lager. ohne mich lange zu besinnen, liess ich mich als bewerber für einen dienst in der fremdenlegion registrieren. Von da an wirkten meine bewacher wie ausgewechselt, das erste mal wurde ich von der verwaltung höflich und sehr höflich empfangen. sie siezten mich und gaben mr völlig unerwartet ein schönes neues khakihemd. man sagte mir, ich solle morgen den eintritt in die fremdenlegion schriftlich bestätigen. (...) mein väterlicher freund hielt mich aber von meinem Vorhaben ab. es dauerte nicht lange, und ich wurde von zwei bewaffnetenfranzösischen soldaten abgeholt und einem colonel und seinen beisitzern vorgeführt. man kann nicht sagen, dass sie zimperlich mit mir umgingen. als ich bei meiner weigerung blieb, wurde ich mit gewehrkolbenhieben und fusstritten zurück in meine unterkunft geprügelt. durch meine unüberlegte meldung zur legion hatte ich meinen arbeitsdienst bei der lagerküche verloren und unterlag nun einer sonderbewachung. ich war der einzige, der sich zwar zur fremdenlegion gemeldet, aber einen rückzieher gemacht hatte. seitdem wurde ich von meinen kameraden "legionär" genannt und nahm so etwas wie eine anführerposition ein, was meinen fluchtplänen nicht gerade zuträglich war. als kurz darauf fünfzig mann zu einem minensuchkommando abkommandiert wurden, war ich dabei - ich wurde praktisch strafversetzt. ich wunderte mich, dass ich das khakihemd behalten durfte.(aus: overmans s.256)
johann lampert wird mit seinem truppenteil von den amerikanern an die franzosen überstellt
nachdem wir bingen passiert hatten, stoppte unser zug auf freier strecke mit einem plötzlichen ruck. wir standen nun französischen kolonialtruppen gegenüber, kolbenhiebe und fusstritte begleiteten uns entlang de güterzuges in richtung einer ponton-brücke über den rhein, die wir, getrieben von einem lauten "allez, allez!" im laufschritt überquerten. einige kameraden, die krank waren und nicht schnell genug liefen, wurden angeschossen oder in den rhein gestossen. auf der anderen seite des rheins stellten wir uns in blöcken zu je hundert mann auf, von gewehrkolben und stiefeltritten angetrieben. die meisten von uns, darunter auch ich, hatten ihren rucksack im waggon zurückgelassen, um schneller zu sein. nach dem wir stundenlang scharf bewacht in der hitze gestanden hatten, ohne dass wir trinken oder uns setzen durften, marschierten wir abends durch die innenstadt von bad kreuznach. mir fiel die passivität der passanten auf. niemand gab uns ein stück brot oder einen schluck wasser. selbst im feindesland hatte uns die bevölkerung bei starker hitze etwas zum trinken gereicht. hier schlichen die einwohner mit gesenktem kopf und gebeugten rücken an uns vorbei. später fanden wir eine erklärung für das verhalten der bad kreuznacher: einen tag nach der kapitulation war ein amerikanischer oder französischer befehl herausgegeben worden, der es bei todesstarafe verbot, deutschen kriegsgefangenen mit nahrungsmitteln oder wasser zu helfen. auf der landstrasse marschierten wir in das lager bretzenheim, das unter rein französischer verwaltung stand.(aus: overmans s.243f.)
johann lampert zum lagerleben:
das essen war so knapp und von so schlechter qualität, dass nach vier wochen bei jedem von uns die ersten schwächesymptome sichtbar wurden. es gab 800 kalorien pro tag; der sichere weg, langsam zu verhungern. man war ständig bestrebt, sich noch etwas zusätzliches zu organisieren. aufgrund meiner guten körperlichen verfassung in den ersten tagen, konnte ich mich zum arbeitsdienst im lager melden. ohne die zusatzverpflegung, die ich dafür bekam, wäre ich auch arbeitsunfähig geworden. krank durfte man in diesem lager nicht werden. ich sah die ruhrkranken, wie sie bis aufs skelett abgemagert durch das lager wankten. es sollen einige vor schwäche von der latrine in die jauchegrube gefallen und in den exkrementen ertrunken sein. mit eigenen augen habe ich nahrungsmittel vor den toren des lagers bretzenheim gesehen, die aber nicht an uns ausgegeben wurden. niemand wurde in das lager hereingelassen, nicht einmal das rote kreuz. (...) nach ungefähr vierzehn tagen legten die franzosen die karten auf den tisch: wir sollten mindestens drei jahre für den wiederaufbau arbeiten. es gab drei möglichkeiten des arbeitseinsatzes: die arbeit im bergwerk, in der landwirtschaft oder im minenräumkommando. später warben sie zusätzlich für die fremdenlegion. (aus: overmans s.247 und s.249)
johann lampert zur anwerbung für die fremdenlegion:
am anschlagbrett wurde neben bildern von deutschen konzentrationslagern und lagern für sowjetische kriegsgefangene in deutschland ausserdem werbung für die meldung zur fremdenlegion ausgehängt. das war für mich ein hoffnungsschimmer und schien mir als ausgangspunkt für eine flucht günstiger zu sein als das lager. ohne mich lange zu besinnen, liess ich mich als bewerber für einen dienst in der fremdenlegion registrieren. Von da an wirkten meine bewacher wie ausgewechselt, das erste mal wurde ich von der verwaltung höflich und sehr höflich empfangen. sie siezten mich und gaben mr völlig unerwartet ein schönes neues khakihemd. man sagte mir, ich solle morgen den eintritt in die fremdenlegion schriftlich bestätigen. (...) mein väterlicher freund hielt mich aber von meinem Vorhaben ab. es dauerte nicht lange, und ich wurde von zwei bewaffnetenfranzösischen soldaten abgeholt und einem colonel und seinen beisitzern vorgeführt. man kann nicht sagen, dass sie zimperlich mit mir umgingen. als ich bei meiner weigerung blieb, wurde ich mit gewehrkolbenhieben und fusstritten zurück in meine unterkunft geprügelt. durch meine unüberlegte meldung zur legion hatte ich meinen arbeitsdienst bei der lagerküche verloren und unterlag nun einer sonderbewachung. ich war der einzige, der sich zwar zur fremdenlegion gemeldet, aber einen rückzieher gemacht hatte. seitdem wurde ich von meinen kameraden "legionär" genannt und nahm so etwas wie eine anführerposition ein, was meinen fluchtplänen nicht gerade zuträglich war. als kurz darauf fünfzig mann zu einem minensuchkommando abkommandiert wurden, war ich dabei - ich wurde praktisch strafversetzt. ich wunderte mich, dass ich das khakihemd behalten durfte.(aus: overmans s.256)
moncay - am Sep 8, 2003, 13:52 - Rubrik: 3. kapitel: krieg in europa